Schwarze Vorbilder zeigen

„Ich bin deutsch, deutsch, deutsch… Ich bin deutsch!“

Doch was bedeutet das? Das Projekt „Schwarz Rot Gold“ geht dieser Frage nach und porträtiert in Web-Videos zehn prominente Deutsche mit schwarzer Hautfarbe. Es sind kurze Episoden, etwa eine knappe Viertelstunde lang. In Interviews beschreiben die Protagonisten ihre Erfahrungen mit Diskriminierung. Teils zu Hause bei den Protagonisten, teils an ihren Arbeitsorten kommen neben skurrilen Zeitdokumenten vor allem persönliche Ansichten zum Vorschein. Die Kurzfilme zeigen den Querschnitt der deutschen Gesellschaft: eine Professorin, einen Hauptmann der Bundeswehr, eine Politikerin der CDU. Imposant mag da vielleicht in der Reihe der Chefdirigent der Münchner Symphoniker wirken, Kevin John Edusei.

Alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie machen ähnliche Erfahrungen, sagt Schauspieler und NS-Zeit Überlebender Theodor Wonja Michael, der im ersten Video porträtiert wird:

„Du bist nicht anders, Du wirst anders gesehen! Das ist nämlich der Unterschied. Das ist ja dieses Gefährliche daran, dass man selber dann sich so betrachtet, wie die anderen einen betrachten. Und es gibt keinen dunkelhäutigen Menschen, der da ohne Verwundungen und Narben davon kommt.“

Erfahrungen von offener und subtiler Diskriminierung im Alltag

Die erste Folge geht weit zurück in die Vergangenheit, zeichnet am Beispiel von Michaels Familie exemplarisch die Spuren der deutschen Kolonialgeschichte nach. Diese wird greifbar. Wirkt weniger abstrakt. Michaels Vater zog 1904 von der damaligen deutschen Kolonie Kamerun nach Deutschland, Michael selbst wurde gut 20 Jahre später in Berlin geboren. Der junge Filmemacher Jermain Raffington – selbst hat er jamaikanische Wurzeln – arbeitet feinfühlig Parallelelen in der Geschichte heraus. Geprägt vom deutschen Kolonialismus wächst Michael zu Zeiten des aufflammenden Nationalsozialismus in Berlin auf. Als Teil einer Minderheit nimmt er unter den Augen der Mehrheitsgesellschaft auch an den absurden Völkerschauen teil.

„Ich fand es wahnsinnig interessant auch zu verstehen, was in dieser Zeit vorgegangen ist, wie das für diese Person war, in so einer Zeit groß zu werden. Und was mich sehr erstaunt hat, war, dass es eigentlich genauso ist wie heute, dass sie sich auch aufgenommen gefühlt haben von ihren Freunden und sie keine Probleme hatten, bis es dann wirklich losging mit der Nazi-Zeit.“

Wie es heute um die Akzeptanz in der deutschen Gesellschaft steht, erzählen andere Protagonisten. Eine von ihnen ist Dr. Sylvie Nantcha, CDU-Stadträtin in Freiburg:

„Das erste Mal, als ich für den Landesvorstand der CDU kandidiert habe, gab es lauter Minister, die mich angerufen haben, um mir davon abzuraten zu kandidieren!“

Ausgrenzung, Ablehnung, Anfeindung – die Geschichten der zehn Protagonisten und vom Initiator des Projektes, zeigen die gleichen Erfahrungen von offener und subtiler Diskriminierung im Alltag. Spannend ist, wie jeder der Porträtierten ganz persönlich mit Vorurteilen und Stereotypen umgeht. Jermain Raffington selbst antwortet auf eine typische Frage mittlerweile mit einem Schmunzeln:

„Die ständige Frage ist, wo man eigentlich herkommt. Und wenn man dann sagt, man ist Deutscher – Ja, nee sag doch mal, woher kommst Du denn wirklich – Ja, ich bin Deutscher!“

Die ersten Folgen werden auf der Homepage http://schwarzrotgold.tv/ veröffentlicht.

Quelle: http://www.deutschlandfunk.de

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